5teilige Doku-Soap über zwei Selbstversorger-Familien
Kamera: Götz Walter
Ton: Felix Schlag
Schnitt: Marian Piper
Ausstrahlung: 27.11.2014/ 04.12./ 11.12./ 18.12.14 & 08.01.15
jeweils 19.50 Uhr im MDR
Äpfel aus Neuseeland, Birnen aus Argentinien, Fleisch aus USA…Immer mehr Menschen haben die Nase voll von unreifem Obst, Form-Ei, genmanipuliertem Gemüse, von chemischen Rückständen in Nahrungsmitteln und Billigfleisch. Sie wollen sich ein Stück unabhängig machen von gekauften Produkten und ihren oft ökologisch fragwürdigen Transportwegen.
Dabei ist Selbstversorgung kein neues Thema. Millionen Menschen aus den unterschiedlichen Jahrhunderten haben damit gut überlebt und viele ihrer Erfahrungen überliefert.
Nach dem Motto „was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein“ nimmt die Zahl der Deutschen zu, die sich nach einem eigenen Stück Grün sehnen. Dort kann man nicht nur der Hektik des Alltags zu entfliehen, sondern auch dem eigenen Essen beim Wachsen zusehen.
Die fünftteilige Doku-Soap begleitet zwei engagierte Selbstversorger-Familien durch das Jahr und erzählt von ihrem Alltag im Garten: von Hochbeeten und Gewächshäusern, Samen und Setzlingen, von Aussaat und Ernte, von Schnecken und Bienen, von Hühnern und Hasen, vom Genuss des selbst Angebauten, Gegarten und Gebrauten.
Da ist zum Einen Familie Osses: Gisela (75), Hubert (70), Dorit ( 45), Udo (47) und die vierjährige Josefina -Drei Generationen Lausitzer auf einem freistehenden Vierseithof in Halbendorf.
Mit ihnen leben dort die zwei Hunde, Bonnie und Basti, 8 Hühner, ein Hahn, Meerschweine, Kaninchen, Goldfische, Kanarienvögel, Frösche, Fledermäuse sowie saisonale Besucher wie Kraniche und Störche.
Die Spezialität der „Ossies“, wie sich selbst nennen, ist der Anbau von Obst und Gemüse. Dabei greifen sie auf fast 40jährige, bereits preisgekrönte Gartenerfahrung („Natur in Garten“) zurück. Schon 1968 brachte Gisela Osses ihren chemiefrei produzierten Überschuss an Gurken, Tomaten, Petersilie oder Erdbeeren in die Kaufhalle, und die Kasse des Vertrauens vor ihrem Garten in Weißwasser war stets geöffnet.
Alle An- und Umbauten an Haus und Hof haben Osses mit den eigenen Händen gemacht, mit Baumaterialien aus Häusern, die dem Tagebau zum Opfer gefallen sind. Ihr Wohnort Halbendorf liegt nur wenige Kilometer Luftlinie vom Braunkohleabbau Nochten entfernt.
Auch Familie Schmidl aus Lichtenstein im Landkreis Zwickau hat in ihren Traum vom anderen Leben viel Geschick und Arbeit investiert. Bis vor 14 Jahren lebten Angela (55) und Dietmar Schmidl (49) noch im Plattenbau. 2000 schließlich kauften sie ein altes Haus mit Hanggrundstück und begannen, Kräuter, Obst und Gemüse nach Richtlinien der Permakultur selbst anzubauen.
Ihr Anwesen trägt den Namen „ Kräuterberg“ und der ist auch Programm: Ob Pimpinelle, Minze, Beinwell – Kräuterfee Angela kennt jedes kultivierte und wild wachsende Kraut, und vieles davon baut sie selber an. Dieses Wissen macht sich in Schmidls Küche deutlich bemerkbar: Kräuter-Salze, Sirups, Tees, Aufstriche, Smoothies, Suppen, Cremes, Haarwäschen – alles wird selbst hergestellt, ebenso wie Dietmars Effektive Mikroorganismen oder die eigene „Terra preta“.
Ein drittes Familienmitglied der Schmidls – Angelas Sohn ist bereits vor vielen Jahren ausgezogen – ist Kater Malik. Ob in Garten oder Küche, nichts geht ohne Begleitung und „Kommentar“ des verspielten und anhänglichen „Gartenpumas“.
Folge 1:
Der milde Winter hat die Natur früh mobilisiert. Angela und Dietmar Schmidl machen Bestandsaufnahme: was hat den Winter überstanden, was muss neu gesät werden, welche Blüten sind schon zu finden? In vielen Beeten des mühevoll eroberten Hanggrundstücks wird frische Erde gebraucht, „Terra preta“, die Dietmar selbst ansetzt. Und zum Saisonstart findet auf Schmidls Grundstück eine Pflanzentauschbörse mit Freunden und Bekannten statt. Eine muntere Angelegenheit, bei der nicht nur Blauer Lauch auf Amaranth oder Bärwurz auf Kapuzinerkresse trifft…
Familie Osses erfüllt sich endlich den Traum vom größeren Gewächshaus. Gurken und Tomaten in Hülle und Fülle, den ganzen Sommer über – was könnte schöner sein? Fehlt zum Gemüseglück nur noch der Mist, den Dorit und Udo mit dem alten Traktor bei den Nachbarn holen. Zur Stärkung wandern die Kartoffeln vom letzten Jahr in den Kochtopf und die Hasen, die genau dort im Winter enden sollen, wachsen bereits prächtig.
Folge 2:
Dietmar und Angela Schmidl wagen ein Experiment: Wird das neue Strohballenbeet vor dem Haus für eine gute Ernte sorgen? Klar ist: Aus den grünen Nüssen dieses Frühjahrs wird sicher wieder guter Schnaps heranreifen. Der Ansatz vom letzten Jahr lässt keine Wünsche offen. Und Dietmars Experimentierfreude blüht weiter: zum ersten Mal möchte er selber Forellen räuchern. Ein Mahl für die Katz?
Familie Osses geht auf Exkursion. Im Nachbarort Trebendorf werden Grundstücke geräumt, die dem Tagebau zum Opfer fallen. Gisela will aus den Kräutergärten retten, was sonst nur die Bagger platt machen…Udo nutzt die Abwesenheit seiner Frauen, um nach dem Fischteich zu sehen, denn kaum sind alle wieder zu hause, ist es mit der Ruhe vorbei: Der mitgebrachte Schnittlauch braucht ein neues Zuhause und die Erdbeeren dringend ein Strohbett. Dagegen ist der Ostermarkt in Halbendorf mit eigenem Verkaufsstand fast erholsam – fehlt nur noch der Auftritt von Josefinas Kindergarten.
Folge 3:
Angela Schmidl führt Freunde und Bekannte durch Lichtensteins Wildkräuterwelten. Gesammelt wird an Wiesen- und Wegesrändern nach Zutaten für einen Kräuterbitter. Ob Giersch oder Spitzwegerich, Wiesenbärenklau oder Holunder, Angela blüht auf und hält überraschendes Wissen bereit. Dietmar hingegen schlägt sich allein mit den zwei neuen Laufenten herum, die erst kürzlich eingezogen sind.
Großaktion bei den „Ossies“: Die Heuernte steht an. Da wird jede Hand, jede Harke und schweres Gerät gebraucht. Drei Tage lang hat es geregnet, nun hoffen Osses zum Einbringen des Heus auf gutes Wetter. Gisela, in Sommerlaune, baut ihre Küche kurzerhand in den Garten und schwelgt bei der Zubereitung ihrer Ungarischen Gulaschsuppe in Urlaubserinnerungen. Und auch die Kartoffelkäferschwemme kann Dorits Vorfreude auf ihre blauen Erdäpfel nicht mindern.
Folge 4:
In der Lausitz bei Familie Osses gibt es Familienzuwachs: Udo, der Vogelliebhaber, hat Wachteln mitgebracht. Und die sind überraschenderweise nicht für den Kochtopf gedacht! Dorit und Gisela wollen – passend zum strahlenden Sommerwetter – Kartoffelsalat zubereiten. Zum ersten Mal erntet Dorit dafür ihre blaue Kartoffeln. Aber ist das Experiment gelungen? Falls nicht, gäbe es da ja noch Wachteleier…
Premiere auch in Lichtenstein: Angela und Dietmar Schmidl ernten zum ersten Mal Kartoffeln aus ihrem Strohballenbeet. Ist das Permakultur-Experiment aufgegangen? Die beiden Laufenten sind kräftig gewachsen und tragen nun ein klar unterscheidbares Federkleid. Dietmar und Angela beschließen, die beiden Nacktschneckenjäger zu taufen, samt Namensschild – gefertigt in der hauseigenen Keramikwerkstatt.
Folge 5:
Der warme Herbst lässt im Garten von Familie Osses eine Forsythie blühen und überall liegt Laub, das fortgeharkt werden will. Für Fini (4) ist auch diese Jahreszeit ein großes Abenteuer, kann man doch mit Opa Hubert Insektenhotels oder Holzharken bauen, Igelbuden aufhäufen und gebackene Apfelringe naschen. Und für das nächste Jahr gibt´s bereits leckere Aussichten: ein Quittenbaum hält Einzug in den Vierseithof!
Dietmar und Angela Schmidl haben sich für den Bauernmarkt im Spielkartenparadies Altenburg angemeldet. Nun muss alles eingepackt und pünktlich zum Marktbeginn aufgebaut werden: Kisten mit hausgemachten Sirups, Ölen, Salzen und Keramik…Erntedank in Flaschen! Auch wenn die Tage kürzer werden und im Garten nicht mehr so viel zu tun ist – in Angelas Kräuterstübchen unterm Dach wartet noch reichlich Arbeit.